Schau dir deine Yoni an und sie sagt dir, wie du liebst: Welcher Yonityp bist du?
- Claudia Schmid
- 22. Juni
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 23. Juni

Hast du schon einmal deine Vulva genau betrachtet und dich gefragt, ob sie "normal" aussieht? Falls ja, bist du in guter Gesellschaft. Das weibliche Genital (ich nenne es in diesem Blogbeitrag «Yoni») unterliegt, wie vieles andere auch, einem Schönheitsideal, dem immer mehr Frauen meinen, entsprechen zu müssen: Klein, kompakt, unauffällig und haarlos, suggerieren uns Pornografie und Influencer auf Instagram, TikTok und YouTube-Kanälen.
Die Folgen sind unschön: Während internationale Organisationen Millionen investieren, um Mädchen in Afrika und Asien vor Genitalverstümmelung zu schützen, legen sich in westlichen Ländern immer mehr Frauen «freiwillig» unters Messer. Innerhalb von nur fünf Jahren sind Vulvalippenoperationen in den USA um 200 Prozent gestiegen, dicht gefolgt von europäischen Ländern. Jährlich lassen sich allein in Deutschland 7.000 Frauen ihre inneren Schmetterlingsflügel zurechtstutzen.
Anstatt hin zur Artenvielfalt und Mischkultur geht die Tendenz also auch beim Aussehen der Vulva in Richtung Monokultur. Die Realität jedoch ist, dass es, wie bei unseren Gesichtern, keine Vulva gibt, die aussieht wie eine andere. Was können wir für erwachsene und heranwachsende Frauen tun, damit sie sich und ihre Yoni nicht in Frage stellen, sondern lernen, ihre Einzigartigkeit zu lieben und zu feiern?
Für diesen Blogbeitrag habe ich mich darüber mit Birgit Dinkel-Buchner (Bidi) unterhalten. Sie ist Heilpraktikerin Psychotherapie und schamanische Ritual- und Schwitzhüttenleiterin.

Was ist das Yonirad und woher kommt es?
Das Yonirad ist eine von unzähligen Varianten des Medizinrads, mit dem indigene Völker aus Nordamerika seit mehreren tausend Jahren arbeiten. Das Medizinrad ist ein traditionelles Symbol nordamerikanischer Indianerstämme. Es handelt sich um einen Kreis mit vier Speichen, der die Himmelsrichtungen und Elemente (Erde, Wasser, Feuer, Luft) miteinander verbindet. Das Rad kann auch in unserem Kulturkreis als Instrument zur Reflexion und Selbsterkenntnis in ganz unterschiedlichen Lebensbereichen dienen. Neben dem schamanischen System existieren auch europäische Medizinrad-Varianten mit abweichenden Zuordnungen.
„Wenn man so will, ist das Yonirad in der schamanischen Kultur eine Aufklärungs- und Initiationsgrundlage für den Übergang vom Mädchen zur Frau", erklärt Bidi. Für die Jungs bzw. die Männer gibt es das entsprechende Lingam-Rad. Die Eigenschaften der Yonitypen orientieren sich dabei an den Qualitäten der Himmelsrichtungen und Elemente. Wenn Mädchen und Frauen dem Yonirad begegnen, erfahren sie, dass jede Yoni ihre eigene Schönheit, ihre eigene Kraft und ihre eigene Ausdrucksform hat.
In welchem Alter kann man Mädchen dieses Wissen vermitteln?
„Jüngeren Mädchen kann man ganz spielerisch davon erzählen, mit 14-16 Jahren ist ein gutes Alter, konkreter darauf einzugehen – je früher frau (und eigentlich auch mann) schon mal davon gehört hat, umso besser", sagt Bidi. Um den Yonityp zu bestimmen, muss die Yoni allerdings voll ausgebildet sein, was bei den meisten Frauen erst um das 20. Lebensjahr herum der Fall ist.
Welche Yonitypen gibt es?
Das Yonirad kennt neun verschiedene Typen, die sich in vier Haupttypen und fünf Zwischentypen gliedern. Der Yonityp wird nach unterschiedlichen Merkmalen bestimmt wie zum Beispiel:
Die Tiefe der Vagina
Der Abstand von Klitoris zum Vaginaleingang
Die Form des Klitoriskappe
Die Grösse, Form und Farbe der äusseren und inneren Vulvalippen
Der Geschmack, die Temperatur und die Feuchtigkeit der Yoni
Der Sitz der G-Fläche
Die bevorzugte Erregungsart und Liebesposition
Die Orgasmusart und -zeit
Nachfolgend werden die Yonitypen nur ganz grob beschrieben um einen Eindruck zu vermitteln worum es geht. In der Grundlagenliteratur, zu der du am Ende des Artikels Hinweise findest, sind die Beschreibungen um einiges detaillierter und gut illustriert.
Nordtyp - Die Wölfin:

Sie zeichnet sich durch mentale Stärke aus und ist ein «Kopfmensch». Ihre inneren Vulvalippen ragen schmetterlingsförmig aus den äusseren hervor. Sie braucht etwa 20-30 Minuten bis zum Orgasmus und benötigt dafür sowohl körperliche als auch geistige Erregung.
Osttyp - Der Hirsch:

Dieser Typ setzt zurzeit den Idealbild-Massstab, obwohl nur 5-6 % der Frauen naturgemäss diese Merkmale aufweisen! Die Hirschtyp-Frau hat extrem kleine Vulvalippen und den tiefsten Vaginalkanal von allen. Die Klitoris liegt sehr nah am Vaginaleingang, wodurch sie natürlicherweise multiple Orgasmen haben kann und bereits nachwenigen Minuten zum Höhepunkt kommt.
Südtyp - Das Schaf:

Diese Yoni ist sehr feucht und hat eine lange, glatte Klitorishaube. Sie benötigt eine emotionale Herzverbindung zum Partner und liebt ausgiebiges Vorspiel. Ihr Orgasmus ist eher unauffällig, kann aber durch liebevolle Worte intensiviert werden.
Westtyp - Der Büffel:

Die Büffel-Frau hat dicke, faltige Vulvalippen und einen kürzeren Vaginalkanal. Körperliche Leidenschaft ist ihr wichtig, sie bewegt sich gerne intensiv beim Liebesspiel und benötigt 15-20 Minuten für einen "erdbebenartigen" Orgasmus.
Nebst den vier Haupttypen gibt es die Zwischentypen Katze, Antilope, Bärin und Füchsin, die jeweils Mischformen der Haupttypen darstellen.
Und wenn du jetzt denkst: «Ich finde mich überall und nirgends so richtig wieder", dann gehörst du vielleicht zusammen mit 50-60% aller Frauen zu den Tanzenden. Der tanzende Yonityp steht in der Mitte des Rades und vereint alle Qualitäten in sich.
In der Mitte - Die Tanzende

Tanzende haben in der Sexualität alle Möglichkeiten, abhängig von Tagesform und Tageslust. Für solche Frauen ist das Wissen um ihren Yonitypen eine Ermutigung, sich immer wieder neu zu entdecken (was natürlich auch für alle anderen Typen gelten darf!). Auch für die Partner von tanzenden Frauen ist es hilfreich zu wissen, dass Schema F nicht funktioniert.
Ein weiteres Merkmal der Tanzenden ist, dass der Abstand von der Klitoris zum Yoni-Eingang relativ weit ist (3-4 Finger breit). Das bedeutet, dass es dieser Frau anatomisch fast nicht möglich ist, nur durch Penetration zum Orgasmus zu kommen. Sie benötigt meistens zusätzliche Stimulation durch Finger oder Spielzeug. „Wenn eine Frau das weiss, und ihrem Partner auch kommunizieren kann, dann ist viel Scham weg", sagt Bidi.
Warum ist dieses Wissen hilfreich für unsere Sexualität?
In der Sexualität unseres kulturellen Kontexts dreht sich viel um Können, Müssen, Sollen, weil in unseren Köpfen meist eine Idee davon ist, wie Sexualität zu sein hat. „Das Yonirad ist eine Einladung für eine Entdeckungsreise zu sich selbst und gibt die Erlaubnis, sich losgelöst von all den Konzepten, ganz frei der eigenen Sexualität zuzuwenden", erklärt Bidi.
Die aktuelle Tendenz, sich die Vulva in «Milchbrötchenoptik» zurechtschneiden zu lassen, empfindet Bidi als sehr beunruhigend. „Dies nimmt Frauen unfassbar viel Kraft, denn sexuelle Energie ist Lebensenergie und um ein sexuelles und kraftvolles Wesen zu werden, gehört meiner Meinung nach dazu, dass man sich selbst ganz und gar so annimmt wie man ist – auf allen Ebenen und mit allen hellen und dunkeln Anteilen."
Wie kann man den eigenen Yonityp bestimmen?
Es ist natürlich möglich, mit dem Grundlagenmaterial und einem Handspiegel bei sich zuhause eine Bestimmung vorzunehmen. Bidi empfiehlt einen Abend zu gestalten, gemeinsam mit anderen Frauen, wo es darum geht, die Yoni zu ehren und sie spielerisch zu erkunden: die eigene Yoni im Spiegel anzuschauen, ein Bild von ihr zu malen oder sie aus Knetmasse zu formen, sich in einer Gruppe von Frauen über die sexuellen Vorlieben auszutauschen und dann gemeinsam die Yonitypen zu betrachten und vielleicht die verschiedenen Qualitäten auch zu tanzen - ja auch das ist möglich. Eine weitere Möglichkeit ist, innerhalb eines, von erfahrenen Frauen geleiteten Seminars, Workshops oder Frauenkreises, das Thema zu vertiefen.
„Zum Abschluss ist es mir nochmals wichtig zu sagen, dass es beim Yonirad nicht darum geht, neue Schubladen und starre Grenzen zu definieren", betont Bidi. „Es geht darum Anregungen zu geben, mit uns ins Reine zu kommen und zu erkennen dass wir unter uns Frauen eine grossartige Vielfalt haben und dass mit uns alles gut ist, so wie es ist!"
Das komplette Interview mit Birgit Dinkel-Buchner kannst du hier anschauen (ca. 20 Minuten):
Literatur, Quellen und Links
Alle Bilder und Videos in diesem Beitrag hat uns Birgit Dinkel-Buchner zur Verfügung gestellt. Sie dürfen nur mit ihrer Einwilligung weiterverwendet werden.
Dinkel-Buchner, Birgit: Heilpraktikerin Psychotherapie, Ritual- und Schwitzhüttenleiterin, Trauerbegleiterin https://seelenrituale.de/
Perfumed Garden Magazin, Ausgabe #07, 2. QT 2023. "Zeig' mir deine Vulva und ich sag' dir, wie du liebst!" Artikel zur Genitalanatomie und den verschiedenen Vulvatypen nach dem Anatomietypenmodell der nordamerikanischen Indianer, S. 28-37. https://www.perfumed-garden.de/
Grunwo, Nhanga Ch. & Hanel, Inari H., Neun Juwelen der Lust – Die Yonitypen auf dem indigenen Medizinrad, (Ringheft) https://nhanga.de/buch/die-9-juwelen-der-lust-buch/

Autorin:
Claudia Schmid
Autodidaktische Brückenbauerin, Wandelforschende und Narrativ-Changerin
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